Ortschaft

Geschichte der Ortschaft Gneiding

Im Umfeld der auf freiem Feld gelegenen Kirche von Gneiding erstreckt sich ein vorwiegend jungsteinzeitliches Fundareal in dem die Besiedlung im 6. Jahrtausend v. Chr. einsetzt. Seine Kenntnis verdanken wir Oberflächenfunden, die schon vor dem Ersten Weltkrieg von interessierten Personen aufgesammelt wurden, die eigens von Landshut bzw. Straubing angereist waren. Dazu gehört auch das immer noch einmalige Kultgefäß der linienbandkeramischen Kultur vom Ende des 6. Jahrtausends v. Chr. mit einer applizierten halbplastischen Figur einer Person in betender Haltung.

Zwischen 1938 und 1957 rückte ein Lehrer namens Ernst Sörgel in den Vordergrund der sehr intensiv sammelte oder von Schulkindern sammeln ließ, sowie durch Kauf in den Besitz manchen archäologischen Fundes gelangte. Allerdings besitzt seine Tätigkeit nicht den allerhöchsten Stellenwert, weil viele Funde keinem gesicherten Fundort zuzuweisen sind oder verloren gingen. In den siebziger und achtziger Jahren gab es einige wenige Sammler die sich wiederum bevorzugt dem Bereich um Gneiding widmeten und ihre Funde auch ordnungsgemäß zur Meldung und wissenschaftlichen Erfassung vorlegten. Inzwischen sammeln dort viele Personen deren Meldebereitschaft allerdings stark zu wünschen übrig lässt. Das geborgene Fundmaterial wird in alle Winde verstreut und besitzt für die Wissenschaft keinen Wert mehr. Reguläre amtliche Grabungen fanden im Gneidinger Bereich bisher nicht statt.

Ein wichtiges Instrument für die Beurteilung der frühen Geschichte stellt die seit Mitte der siebziger Jahre aktive Lutbildarchäologie dar. Ihr verdanken wir u. a. die Kenntnis einer Kreisgrabenanlage vom Beginn des 5. Jahrtausends v. Chr. südlich der Kirche von Gneiding die als bedeutendstes Bodendenkmal im Gemeindegebiet von Oberpöring zu gelten hat
Durch magnetometrische Prospektion ist der Gesamtumfang dieses Bodendenkmales, zu dem neben der eigentlichen Kreisgrabenanlage noch eine Außenbefestigung gehört, erst zu Beginn der neunziger Jahre vollständig bekannt geworden. Die Doppelgrabenanlage besitzt einen äußeren Graben von etwa 76 m und einen Innengraben mit etwa 55 m Durchmesser sowie zwei als Eingänge anzusehende Unterbrechungen. Der vorerst nur im Norden nachgewiesene Graben einer Außenbefestigung grenzt ein Siedlungsgelände von mindestens 2 ha ein. Das bedeutet, dass die Kreisgrabenanlage nicht isoliert im Gelände lag, sondern innerhalb einer Siedlung platziert war.

Heute wissen wir, dass dieses Gneidinger Bodendenkmal ein herausragender Vertreter einer Gruppe von sieben Kreisgrabenanlagen in Niederbayern ist von denen vier im Landkreis Deggendorf liegen. Am bekanntesten durfte die 1985 teilweise ergrabene Anlage von Künzing-Unternberg sein. Die Funktion der Kreisgrabenanlagen, deren Durchmesser in unserem Raum bis zu 100 m erreichen kann, ist nicht zweifelsfrei zu klären. Beim derzeitigen Kenntnisstand geht man von einer zentralörtlichen Funktion aus, die sowohl profanen als auch religiösen Hintergrund besitzen kann. Aufgrund der zur Errichtung notwendigen gewaltigen Erdbewegungen muß eine politische Kraft existiert haben, die in der Lage war, die erforderlichen Arbeitskräfte zu rekrutieren und den baulichen Unterhalt der Grabenanlage zu gewährleisten.

Die Vorbilder für die niederbayerischen Kreisgrabenanlagen sind im Osten. genauer in Niederösterreich und Südmähren zu finden, wo sie noch größere Dimensionen erreichen. Diese Denkmälergruppe gehört zu den bedeutendsten jungsteinzeitlichen Erscheinungen unserer Region.

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